| Der FRNRW in den Medien Für Flüchtlinge ist Schwarzarbeit ein "gutes Geschäft"
Zeitungsartikel von "Die Welt" vom 3. Juli 2016:
Viele Flüchtlinge wollen schnell arbeiten. Doch weil sie nicht dürfen, entscheiden sie sich für Schwarzarbeit. Damit verdienen sie mehr als in ihren Heimatländern. Experten sind alarmiert.
An diesem Tag hat Ilir keine Arbeit bekommen. Eine Arbeit auf dem Bau, die auf dem Papier ohnehin nicht existiert. Wie mehr als eine Million anderer Menschen ist Ilir, der eigentlich anders heißt und aus dem Kosovo kommt, im vergangenen Jahr nach Deutschland geflüchtet. Heute ist der 21-Jährige einer derjenigen Flüchtlinge, die sich mit Schwarzarbeit etwas Geld dazuverdienen.
Noch gebe es bei den Kontrollen weder "markante Zahlen" noch "irgendwelche Hinweise", dass besonders Flüchtlinge schwarzarbeiten, berichtet Klaus Salzsieder von der Generalzolldirektion, die als Behörde für die Verfolgung von Schwarzarbeit zuständig ist.
Doch wenn der Zugang zum Arbeitsmarkt so schwierig bleibe wie bislang, könnten mehr Flüchtlinge in die Schwarzarbeit gehen, warnt Bernhard Boockmann vom Tübinger Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW).
"Besser eine schwere Arbeit als keine Arbeit"
Die Schattenwirtschaft scheint allgemein für viele Menschen attraktiv zu sein – besonders seit der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns. Das geht aus einer Studie des IAW und der Universität Linz aus dem Jahr 2015 hervor. Unter den Begriff fallen neben Schwarzarbeit auch illegale Beschäftigung und Tätigkeiten wie Hehlerei. Allen voran wird den Studien zufolge in Gaststätten, Hotels, Teilen der Bauwirtschaft und in der Landwirtschaft am Fiskus vorbei verdient.
Die Arbeit in der Baubranche sei zwar "nicht mein Ding", sagt Ilir. "Aber besser eine schwere Arbeit als keine Arbeit." Zu seinen Aufgaben zählt es, Steine zu schleppen und Lastwagen zu beladen – mindestens sechs Stunden pro Arbeitstag.
"Der erste Monat war die Hölle. Es war warm, und mir tat alles weh." Das ist etwa neun Monate her. Seitdem hat er zwei Monate einen Sprachkurs besucht. Und sein Asylantrag wurde abgelehnt. Bis Anfang August wird Ilir noch geduldet. Wie es dann weitergeht? "Ich weiß es nicht", sagt er.
Für Menschen wie Ilir ist der Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt schwierig. Experten wie Boockmann vom IAW Tübingen fordern: "Die rechtlichen Hürden müssen reduziert werden." Denn es mangelt an Fachkräften. Auch Birgit Naujoks, Geschäftsführerin des Flüchtlingsrats Nordrhein-Westfalen, fordert für Flüchtlinge einen freien Zugang zum Arbeitsmarkt und das Ende von Arbeitsverboten.