| Aktuell, Newsletter Newsletter Mai 2020
Liebe Leserinnen und Leser!
Seit vielen Jahren engagieren wir uns für die dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen und gegen Massenunterkünfte. Insbesondere in den für mehrere hundert Menschen ausgelegten Landesaufnahmeeinrichtungen sollte die Dauer des Aufenthalts durchschnittlich sechs Wochen nicht überschreiten. Der Gesetzgeber hat hingegen im letzten Herbst durchgesetzt, dass Menschen grundsätzlich bis zu 18 Monate und in bestimmten Fällen auch unbegrenzt, zum Aufenthalt in Aufnahmeeinrichtungenverpflichtet werden können. In diesen großen, abgeschirmten und kontrollierten Anlagen, in denen Flüchtlinge keinen Rückzugsraum haben, sondern sich den oft beengten Schlafraum mit anderen Bewohnerinnen teilen müssen, ist weder die Privatsphäre gewahrt noch ein selbstbestimmtes Leben möglich.
Dass diese Situation die psychische Gesundheit von Schutzsuchenden beeinträchtigt, wurde in einer Studie von PRO ASYL bereits 2014 nachgewiesen. Nun zeigen die vielen Fälle von Corona-Infektionen in großen Unterkünften, dass Flüchtlinge dort einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind, an Covid 19 zu erkranken. Anlässlich der Masseninfektionen in mehreren Landesaufnahmeeinrichtungen appellieren wir gemeinsam mit Unterzeichnerinnen aus der Flüchtlings- und Integrationsarbeit, der Wohlfahrt, der Jugend- und Vulnerablenarbeit an das Land, alle Menschen, die zur Risikogruppe gehören, sofort zu evakuieren und für alle Schutzsuchenden eine dezentrale Einzel- bzw. Familienunterbringung einzurichten. Auf Landesebene muss es zu einer sofortigen Abkehr von Massenunterkünften kommen. „Für Asylsuchende müssen die gleichen Schutzmöglichkeiten gelten wie für die restliche Bevölkerung“, sagt unsere Geschäftsführerin Birgit Naujoks in unserer Pressemitteilung vom 22.05.2020. „Die akute Situation verstärkt ohnehin vorhandene Probleme der Unterbringung in Massenunterkünften und offenbart zudem deutlich bestehende Gesundheitsrisiken durch die erhöhte Ansteckungsgefahr. Deshalb sollte das Land aus diesen Erfahrungen auch langfristig Konsequenzen ziehen und auf die Unterbringung in Massenunterkünften verzichten.“ Der Appell steht zur Unterzeichnung für weitere zivilgesellschaftliche Akteurinnen bereit. Initiativen, Organisationen und Verbände, die sich dem Appell anschließen möchten, können sich hier eintragen.
In diesem Newsletter berichten wir schwerpunktmäßig über die Unterbringungssituation und die damit einhergehende gesundheitliche Gefährdung durch eine Corona-Infektion in Europa, Deutschland und NRW. Außerdem laden wir Interessierte herzlich zur Teilnahme an unseren Online-Veranstaltungen im Juni ein.
Wenn Ihr einen Artikel in diesem Newsletter kommentieren, kritisieren oder loben wollt, schreibt einfach eine E-Mail an die Adresse initiativen@frnrw.de.
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