| Presseerklärungen des FRNRW PM zum Weltflüchtlingstag 2018
Bochum, 19.06.2018
Pressemitteilung 06/2018
Integration statt Ausgrenzung!
Flüchtlingsrat NRW fordert Unterstützung des ehrenamtlichen Engagements
Anlässlich des internationalen Flüchtlingstages am 20. Juni betont der Flüchtlingsrat NRW die gesellschaftliche und historische Verantwortung Deutschlands gegenüber Flüchtlingen.
Das Wohlwollen und die Empathie gegenüber Flüchtlingen und in diesem Bereich ehrenamtlich Engagierten haben in einigen Teilen der Gesellschaft merklich abgenommen. Dies liegt nicht zuletzt an Scheindebatten über sogenannten Asylmissbrauch, Forderungen nach verstärkten Abschiebungsmaßnahmen und Terrorismusgefahr, die durch Politik und Medien lanciert und teilweise dazu genutzt werden, Flüchtlinge generell zu stigmatisieren und zu diffamieren.
Nach wie vor sind in Nordrhein-Westfalen indes viele Menschen ehrenamtlich in der Flüchtlingssolidaritätsarbeit engagiert. Der Flüchtlingsrat NRW unterstützt landesweit allein über 1.100 Willkommensinitiativen, in denen insgesamt einige Tausend Ehrenamtliche aktiv sind. Durch Unterstützung bei der Wohnungs-, Arbeits-, Kindergartensuche, durch Sprachunterricht, Hausaufgabenhilfe, diverse Freizeitaktivitäten und durch das Eintreten für eine Änderung der Rahmenbedingungen vor Ort fördern sie den Prozess der gleichberechtigten Teilhabe von Flüchtlingen. Diese ist Voraussetzung, um in unserer Gesellschaft richtig ankommen zu können.
Diese Arbeit wird jedoch insbesondere durch die asyl- und aufenthaltsrechtlichen Verschärfungen seit 2015 zunehmend schwieriger. Die Situation vieler geflüchteter Menschen ist äußerst prekär. Eine Ehrenamtliche beklagt, „wie die letzten Änderungen des Asylgesetzes geflohene Menschen immer ängstlicher und unsicherer machen“1. Die Ehrenamtlichen erleben diese Restriktionen in ihrer täglichen Arbeit mit den Betroffenen als bürokratisch, abschreckend und ausgrenzend.
Aktive Ehrenamtliche bemängeln, dass einer solidarischen Unterstützung für Flüchtlinge die Rahmenbedingungen fehlen, um „sowohl den Geflüchteten als auch den Unterstützern menschenwürdige Bedingungen“ zu ermöglichen. Persönlich finden sie „die Arbeit an der Basis unglaublich wichtig“, bekommen aber immer wieder mit, „wie viel Hürden dort zu überwinden sind“.
Die Landesregierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag verpflichtet, die ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit deutlich besser als in der Vergangenheit zu unterstützen. „Allein finanzielle und organisatorische Unterstützung reichen hier nicht aus“, sagt Birgit Naujoks, Geschäftsführerin des Flüchtlingsrats NRW. „Wir brauchen mehr Rückendeckung und Solidarität für gute integrative Flüchtlingsarbeit vor Ort. Es müssen deutliche Signale vom Land gesetzt werden, dass der Flüchtlingsschutz und die Teilhabe von Menschen für unsere Gesellschaft unverzichtbar sind.“
Der Flüchtlingsrat NRW fordert das Land NRW auf, eine Politik zu gestalten, die eine offene, an menschenrechtlichen Werten ausgerichtete Gesellschaft fördert und sich auf allen Ebenen für eine positive Teilhabekultur von Flüchtlingen einzusetzen.
Für eventuelle Rückfragen stehen wir unter der angegebenen Telefonnummer gerne zur Verfügung.
1 Zitate der Ehrenamtlichen aus der Befragung des Flüchtlingsrats NRW im Dezember 2017
Die Pressemitteilung als PDF-Datei finden Sie hier.