| Wissenswertes Das geheime lesbische Leben im Iran
Wenn es um die Beleuchtung der Menschenrechtssituation von LGBTIQ-Geflüchteten aus verschiedenen Herkunftsländern geht, werden häufig schwule Männer in den Mittelpunkt der Betrachtung gestellt. Dieser Artikel vom 05.02.2018 aus dem Tagesspiegel bleibt weiterhin lesenswert, um sich einen Eindruck von der Lebensrealität lesbischer Frauen im Iran zu schaffen:
"Homosexualität ist im Iran illegal, alle Akte – von leidenschaftlichem Küssen bis zu penetrativem Sex – werden mit Körperstrafen geahndet. Nach Artikel 238 des iranischen Strafrechts ist die vorgesehene Strafe für mosaheqeh, das Aneinanderreiben von weiblichen Genitalien, 100 Peitschenhiebe. Homosexualität gefährdet nach Ansicht des Regimes die öffentliche Ordnung, weshalb es Schwulen und Lesben ihre Identität abspricht. So erklärte im Jahr 2007 der damalige Präsident Mahmud Ahmadinedschad vor Studierenden der Columbia University in New York: 'Es gibt keine Homosexuellen im Iran.'"
Lesbische Frauen seien außerdem zusätzlich durch das patriarchale Geschlechterbild eingeschränkt:
"Einer patriarchalen Ordnung, nach der offene Homosexualität ebenso verfolgt wird wie politischer Feminismus. 'Es gibt keine Organisation von Lesben im Iran – das wäre lebensgefährlich', sagt Pari", eine junge lesbische Iranerin. "So bleibt für Homosexuelle als einzige Option die Unsichtbarkeit. 'Zwei Mädchen, die zusammen unterwegs sind, werden als Schwestern oder beste Freundinnen gelesen. Und wenn es romantisch wird, denken die Leute, dass das nur eine Phase ist', erklärt Pari. Die gesellschaftliche Akzeptanz höre dann auf, wenn Frauen sich dem heterosexuellen Familienmodell und ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter verweigerten. Nicht nur das Regime, sondern eine Mehrheit der iranischen Gesellschaft lehne Homosexualität ab, selbst in der gebildeten Mittelschicht. 'Meine Mutter ist Ärztin. Sie betrachtet Lesben als Kranke, als schmutzig, als therapiebedürftig', berichtet Pari.
Auch wenn die Frauen es schaffen, aus ihren Lebensumständen zu fliehen und in Ländern wie Deutschland Asyl finden, hören die Probleme nicht auf: "Denn LGBT-Personen aus dem Iran leiden in Deutschland unter der Mehrfachdiskriminierung von Homofeindlichkeit und Rassismus. 'Da gibt es leider auch ein großes Problem in der LGBT-Community selbst', erklärt Karimy, Beraterin bei der Lesbenberatungsstelle LesMigras in Berlin. Diese müsse sich in Solidarität üben. Darauf hofft auch Pari: 'Die internationale LGBT- und feministische Community kann dabei helfen, uns sichtbar zu machen. Alle müssen wissen, dass es uns gibt.'"
Den vollen Artikel finden Sie hier.