| Serbien, Mazedonien, Bosnien-Herzegowina Abgeschobene Roma in Mazedonien
Journalistische, juristische und medizinische Recherchen, Stand 2015.
Vorwort:
Im März ist eine internationale Recherchegruppe bestehend aus deutschen und französischen AnwältInnen, JournalistInnen, AktivistInnen und einer Ärztin in Mazedonien, um vor Ort zur Situation der Roma zu recherchieren.
Ein halbes Jahr zuvor war Mazedonien von Bundestag und Bundesrat als »sicherer« Herkunftsstaat deklariert worden. Eine Entscheidung, die mit der Situation vor Ort nichts zu tun hat und eher etwas über die bestehende Haltung in Deutschland aussagt. Welcher Staat überhaupt für seine Bewohnenden sicher ist, fragen wir uns das ein oder andere Mal – stirnrunzelnd. Wie kein Mensch illegal ist, ist auch kein Staat sicher: Auch in EU-Ländern schlafen Menschen unruhig und mit der Angst vor rassistischen Angriffen oder versteckt, um nicht abgeholt zu werden.
In den Roma-Vierteln treffen wir viele, die zwar gerne mit uns sprechen, aber keine Interviews geben möchten – so sehr stehen sie unter Druck. Wir sprechen mit Menschenrechts-ExpertInnen und Nicht-Regierungsorganisationen über rassistische Angriffe die nicht verfolgt wer den, da häufig die Opfer und nicht die Täter Schwierigkeiten bekommen.
Wir besuchen die deutsche Botschaft in Skopje, Flüchtlingsunterkünfte, Grenzen und den Flughafen. Nach einer Veröffentlichung zur Situation von abgeschobenen Roma in Serbien (März 2014) und im Kosovo (November 2014) finden sich in dieser Ausgabe Materialien zur Situation in Mazedonien, aber auch in Deutschland geführte Interviews sowie Berichte von hier stattfindenden Protesten gegen Abschiebungen. Vor unserer Fahrt treffen wir eine Frau mit vier Töchtern in Hamburg, denen die Abschiebung nach Mazedonien droht, in Stip treffen wir ihren Mann, der Mitte 2014 abgeschoben wurde. So folgen wir manchen Geschichten, einem Hin und Her aus Fluchten und Abschiebungsdrohungen, was viele Menschen bereits über zwei oder mehrere Generationen permanent begleitet. Dieser Kreis muss endlich gebrochen werden.