| Aktuell, Afghanistan UNAMA-Bericht: Lagebericht in Afghanistan
Nach der United Nations Assistance Mission in Afghanistan (UNAMA) habe es in der ersten Hälfte des Jahres 2021 besonders viele zivile Opfer in Afghanistan gegeben. Bisher wurden 5.183 zivile Opfer (1.659 Tote und 3.524 Verletzte) dokumentiert, welche einen Anstieg von 47 Prozent im Vergleich zum Vorjahr innerhalb desselben Zeitraumes aufweist. Besonders hervorzuheben ist, dass die Hälfte (46%) der verletzten und getöteten Opfer in der ersten Jahreshälfte 2021 Frauen sowie Kinder waren. 32 Prozent waren Kinder – insgesamt 1.682 (468 Tote und 1.214 Verletzte) und 14 Prozent Frauen – insgesamt 727 (219 Tote und 508 Verletzte).
Ein besonders starker Anstieg der Tötungen und Verletzten konnte seit dem Rückzug der internationalen Streitkräfte im Mai und die somit angestiegene Gefahr durch die Taliban verzeichnet werden. Der Midyear-Report der UN-Mission weist daraufhin, dass wenn es keine weiteren Maßnahmen zur Einschränkung der Gewalt in Afghanistan geben sollte, die Opfer an ZivilistInnen in Afghanistan im Jahr 2021 ihren Höchstwert erreichen werden.
Die UNAMA verkündete weiterhin Besorgnis über Angriffe, die sich absichtlich gegen ZivilistInnen richten, insbesondere durch den Einsatz von improvisierten Sprengkörpern (improvised explosive devices (IEDs)) und Schießereien, einschließlich gezielter Angriffe auf zivile Regierungsangestellte, Menschenrechtsverteidiger, Medienarbeiter, religiöse Älteste und humanitäre Helfer. Ebenfalls wurde ein Anstieg innerhalb der sektiererisch motivierten Angriffe wie gegen die schiitische muslimische religiöse Minderheit dokumentiert.
Ferner wurden zunehmende Zahlen an Tötungen, Misshandlungen, Verfolgungen und Diskriminierungen in den Gemeinschaften verzeichnet, die von den aktuellen Kämpfen betroffen sind.
Im Gegensatz zu diesem Bericht der UN verharmlose ein neuer Lagebericht des Auswärtigen Amts die Lage in Afghanistan. Dies habe Auswirkungen auf die asyl- und abschiebungsrelevanten Entscheidungen für AfghanInnen in Deutschland. Der Bericht des Auswärtigen Amts solle laut einer Analyse eines Afghanistan-Experten in der taz die aktuelle Sicherheitslage durch veraltete oder falsche Behauptungen beschönigen und könnte damit Abschiebungen nach Afghanistan erleichtern. Auch PRO ASYL berichtet, dass der neue Lagebericht des Auswärtigen Amts ,,die drastische Verschlechterung der Sicherheitslage seit dem Abzug der NATO-Truppen und dem Vormarsch der Taliban sowie die Situation Abgeschobener‘‘ bagatellisiert, da der Lagebericht den Zeitraum seit Beginn des Abzugs der NATO-Truppen nicht abdecke.