| LSBTIQ, Wissenswertes Die Situation von LSBTIQ in Russland
In einer Meldung vom 03.07.2023 fasst Queeramnesty den auf einer Studie basierenden, russischsprachigen Bericht über die Situation von LSBTIQ Menschen in Russland im Jahr 2022 der Organisation Vykhod und der Menschenrechtsstiftung Sphere zusammen. Die ausgewerteten Umfragedaten seien im Zeitraum 05.12.2022 bis 12.02.2023 erhoben worden (insg. 6439 beantwortete Fragebögen).
Der Bericht analysiere neben dem wirtschaftlichen Status der queeren Umfrageteilnehmerinnen auch die Diskriminierung bei der Inanspruchnahme von Dienstleistungen sowie bei ihrer medizinischen Versorgung, (fehlende) elterliche Rechte, Drohungen, hassmotivierte, sexualisierte und häusliche Gewalt, Erpressung und Nötigung, Interaktion mit Strafverfolgungsbehörden sowie die Auswirkungen der Einberufung (Militär) oder des Krieges auf das tägliche Leben.
In einem Artikel des RedaktionsNetzwerkes Deutschland vom 29.05.2023 wird berichtet, dass Teile der russischen LSBTIQ-Community in Argentinien Zuflucht vor Diskriminierung suchen würden, vor allem seit Beginn des Angriffskriegs in der Ukraine. Beim argentinischen LSBTIQ-Verband seien in den vergangenen eineinhalb Jahren etwa 130 Anfragen von Menschen aus Russland, die nach Argentinien auswandern wollen, eingegangen – mehr als aus jedem anderen Land. Im Januar seien nach offiziellen Angaben 4523 Menschen aus Russland eingereist – viermal so viele wie im Vorjahresmonat.
Aus einem Bericht vom 24.05.2023 zu Demokratisierung und Rechtsstaatlichkeit in Russland im Jahr 2022 von FreedomHouse – Margarita Zavadskaya (Autorin) gehen unter anderem folgende Missstände in Bezug auf die Situation von LSBTIQ in Russland hervor:
Die russischen Behörden würden weder Statistiken über Gewalt gegen LSBTIQ-Personen führen noch Schulungen für die Polizei oder andere Institutionen und Beamtinnen zum Thema LSBTIQ anbieten. Russische Medien, politische Führerinnen und Behörden würden LSBTIQ-Personen in erniedrigender Weise darstellen und sich über Toleranz-„Trends“ lustig machen. Laut Statistiken des Russian LGBT Network sei die Hasskriminalitätsrate gegen LSBTIQ zwar seit 2014 gleich geblieben, doch nur 40 Prozent der Opfer würden sich an die Polizei wenden. Wiederum die Hälfte der Anzeigen werde sofort oder im Rahmen der Vorermittlungen abgelehnt.
Das RedaktionsNetzwerk Deutschland veröffentlichte am 02.12.2022 einen Artikel über die Situation von LSBTIQ in Russland. Queeres Leben finde durch die neue Gesetzesverschärfung im Dezember 2022 kaum noch in der Öffentlichkeit statt. Seit Kriegsbeginn in der Ukraine im Februar 2022 nutze Kremlchef Putin die Diskriminierung von LSBTIQ zusätzlich, um ein Feindbild zu schaffen, durch welches er sich mehr Zuspruch innerhalb der Bevölkerung erhoffe.
Der Artikel beinhaltet unter anderem Interview-Ausschnitte sowohl mit einer russischen nicht-binären Studentin als auch mit einem Juristen von der Organisation „Delo-LGBT+“.
Auch die taz berichtet in einem Artikel vom 19.11.2022 über die allgemeine Lage der LSBTIQ in Russland seit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die russische Journalistin und Autorin Maria Bobyleva, die inzwischen in Lettland lebt, schreibt darin aus ihrer Sicht als queere Russin. Sie prangert die russische Politik, das autoritäre System und die totalitäre Ideologie an.
Darüber hinaus finden Sie hier weitere Informationen über
- ein Verbot geschlechtsangleichender Operationen in Russland,
- die russische Propaganda gegen LSBTIQ,
- eine Gesetzesverschärfung gegen LSBTIQ in Russland (12.2022),
- ein Dekret gegen "Homo-Propaganda" aus dem Ausland (11.2022),
- russische LSBTIQ-Aktivistinnen in Russland und in Deutschland,
- zunehmende Repressionen russischer Behörden gegenüber queeren Organisationen,
- ein Queer-Museum in Sankt Petersburg,
- eine Anklage gegen die LSBTIQ-Aktivistin Julia Zwetkowa und
- die Anti-LSBTIQ-Haltung der Russischen Orthodoxen Kirche.