| LSBTIQ, Wissenswertes Queerfeindliche Gesetze aus der Kolonialzeit
Update aus Juni 2023
Als Reaktion auf einen Aufruf des United Nations Independent Expert on sexual orientation and gender identity veröffentlichte Amnesty International im Juni 2023 einen Bericht, in dem der Zusammenhang zwischen Kolonialismus und der Einschränkung von LSBTIQ-Rechten in ehemaligen Kolonien hervorgehoben wird.
Die Kolonisierung sei von den Kolonialmächten unter anderem als notwendig erachtet worden, um verschiedene Formen von Geschlecht und Sexualität zu "korrigieren", die als "sexuelle Perversion" und als Zeichen von „Rückständigkeit“ gedeutet wurden. Durch Gesetze, Polizeiarbeit, Medizin, Literatur und Bildung seien Heteronormativität und die starre Geschlechterbinarität in den ehemaligen Kolonien eingeführt worden und hätten der Disziplinierung und Kontrolle gedient.
In dem Bericht von Amnesty International werden verschiedene Gesetze vorgestellt, die auf die Kolonialzeit zurückzuführen seien und weiterhin die Rechte von LSBTIQ einschränken würden, bspw. in Bangladesch, Kenia, Malawi, Malaysia, Pakistan, Sierra Leone, Sri-Lanka und Uganda.
08.03.2023 Queerfeindliche Gesetze aus der Kolonialzeit in Indien und Asien
Am 08.03.2023 veröffentlichte die taz einen Artikel über antifeministische und Homosexualität kriminalsierende Gesetze aus der Kolonialzeit in Indien und anderen Ländern. Das christlich geprägte Konzept, wonach Geschlechtsverkehr ausschließlich der Fortpflanzung dienen und nicht zwischen gleichgeschlechtlichen Paaren stattfinden soll, sei in vielen früheren Kolonien erst durch die britischen Kolonialherren zur Regel geworden. Die damals eingeführten Gesetze seien nach der Unabhängigkeit lange beibehalten worden.
Jedoch habe in Indien der Oberste Richter Dipak Mishra am 06.09.2018 geurteilt, dass das „Anti-Sodomie-Gesetz“, welches häufig gegen gleichgeschlechtliche Beziehungen angewandt worden sei, „irrational, unvertretbar und offensichtlich willkürlich“ sei. Der Oberste Gerichtshof in Indien prüfe momentan einen Antrag auf Anerkennung der Ehe für alle. Gegebenenfalls könne das Land neben Taiwan und Israel eines der wenigen in Asien werden, in denen gleichgeschlechtliche Paare heiraten dürfen.
In Singapur sei das Äquivalent des „Anti-Sodomie-Gesetzes“, Paragraf 377a, erst im Januar 2023 vollständig aufgehoben worden.
Sri Lanka sei diesen Schritt bisher nicht gegangen. Dort existiere zudem ein aus der Kolonialzeit stammendes Verbot des „Herumlungerns“, welches genutzt werde, um gegen Bettlerinnen, Sexarbeiterinnen, Schwule oder trans Personen vorzugehen.