| Unterbringung und Wohnen in den Kommunen Wie sieht´s aus in Heiligenhaus?
Bericht der Karawana Wuppertal über ihren Besuch im Flüchtlingslager Schule Ludgerusstraße, 16.10. 2014.
Am 16. Oktober besuchte eine vierköpfige Delegation der Karawane das Lager Heiligenhaus – eine ungenutzte Schule, in denen die Flüchtlinge eigentlich nur übergangsweise untergebracht werden sollten und nun seit Juli 2013 hausen müssen.
Die Stadt Heiligenhaus agiert komplett intransparent hinsichtlich der Planungen für eine zukünftige Flüchtlingsunterbringung; aus dem Protokoll der letzten Ratssitzung vom 1.Oktober geht hervor, dass inzwischen ein Gutachten erstellt wurde, auf dessen Grundlage über die Unterbringung entschieden würde (Beratung vermutlich im Immobilienausschuss am 12.11.).
Außerdem behauptet die Stadtverwaltung, es seien von den 130 in Heiligenhaus zugewiesenen Flüchtlingen 60 bereits dezentral in Privatunterkünften untergebracht. In der Schule würden derzeit 56 Personen leben.
Wenngleich wir nicht genau nachgezählt haben, erscheint uns die Anzahl von 56 Personen völlig unrealistisch niedrig zu sein. Als wir ankommen, sind auf dem Schulhof mehrere Erwachsene und zahlreiche spielende Kinder. Wie wir später erfahren, sind es genau sechzehn Kinder, die z.Zt. mit ihren Familien in der Schule untergebracht sind. Außerdem würden immer noch weitere Flüchtlinge hier untergebracht.
Für die Eltern ist das z.T. Eine schwierige Situation, weil sie sich Sorgen machen, dass ihren Kindern in der Unterkunft etwas zustößt oder dass sie einfach Dinge mitbekommen, die für Kinder schwer zu verarbeiten sind. Zudem wohnen die Kinder mit ihren erwachsenen Verwandten auf engstem Raum zusammen.
Wir trinken einen Kaffee mit einer Familie, die zu zehnt in einem ehemaligen Klassenraum wohnt. Der Klassenraum hat ca. 30 Quadratmeter. Das heißt, pro Person stehen ca. 3 qm zur Verfügung. Sogar die bayrischen Leitlinien für Flüchtlingsunterbringung sehen 7 Quadratmeter pro Person vor. In NRW gibt es keine Vorgaben des Landes.
Eine Frau berichtet, der Sozialamtsleiter Saborni habe ihr auf die Frage, wo die Kinder denn die Hausaufgaben machen sollten, gesagt, sie könnten ja in die Küche gehen. Dort gibt es allerdings gar keine Sitzgelegenheiten; außerdem sind dort ja immer auch andere Personen und deshalb haben die Kinder dort auch keine Ruhe.
Es gibt noch ein weiteres Problem: Zwei Kinder sind (noch) nicht in der Schule; sie sollten in Velbert in eine Auffangklasse gehen, bekommen aber wohl kein Ticketgeld. Die Eltern sollten nach Auskunft des Sozialamts das Ticket selbst finanzieren (von ihrem Regelsatz?!).
Es gibt Familien (mindestens zwei), die zwischenzeitlich eine private Unterkunft hatten und dann wieder in die Schule zurückgebracht wurden; in deren Wohnungen sind dann andere Familien eingezogen. Für alle BewohnerInnen ist völlig undurchschaubar, nach welchen Kriterien wer wo untergebracht wird. Manche vermuten Willkür, Bevorzugung nach Sympathie und Wohlverhalten, manche vermuten Vorteilsnahme, wieder andere haben überhaupt keine Idee.
In der ersten Etage sind vier neue Duschen eingebaut worden. Davon ist im Augenblick aber nur eine einzige in Betrieb, denn die anderen sind leck, das Wasser lief den darunter wohnenden Familien durch die Decke. Dann erfahren wir, dass die verbleibende Dusche auch nicht zu nutzen ist, weil das Wasser Strom führt (!). Wenn man die Hand an die Wand legt, spürt man eine Spannung. Es gab wohl einen Installationsfehler; der Handwerker, der hier beschäftigt war, wirkte nach Meinung eines Bewohners nicht besonders kompetent.
Mit den BewohnerInnen zusammen wird beschlossen, dass die aktuelle Situation dokumentiert und veröffentlicht werden soll.